JEAN-PAUL BOURELLY (2004)

EIN MUSIKALISCHES SCHLÜSSELERLEBNIS WAR FÜR MICH...

Der Tag, an dem ich die Angst loswurde, meine Ideen auszudrücken, der hat alles verändert. Irgendwann zwischen 86 und 90 war das. Ich habe damals nichts aufgenommen, die Schallplattenindustrie befand sich im Umbruch. Ich wußte nicht recht, was ich spielen will, wer ich bin, was die Industrie von mir will.

Man erreicht einen Tiefpunkt, wo man sich eingekesselt fühlt. Entweder man kommt da wieder raus, oder man macht sich zum Narren. Ehrlich im Hinblick auf meine Arbeit zu sein, war vermutlich die richtige Entscheidung. Entweder das - oder man geht drauf dabei.

Seitdem macht mir Musik wieder Spaß.

EIN VÖLLIGER FEHLKAUF WAR DIE PLATTE...

(belustigt)

Das Jimi Hendrix-Remix-Album "Crash Landing". Nach Hendrix´ Tod hat so ein Typ all diese Studiomusiker zusammengetrommelt, die ohne Respekt vor der Integrität dieser Musik dazu spielen.

Ich habe fast geweint, als ich diese Platte gehört habe.

MAN KÖNNTE MICH NACHTS WECKEN FÜR...

Abgesehen von gutem Sex könnte man mich wecken für eine wirklich gute Jam Session!

ES FÄLLT MIR SCHWER ZUZUGEBEN, ABER ICH STEHE WIRKLICH AUF..

Frank Sinatra.

EINE MUSIK, DIE ICH MIR NOCH ERARBEITEN MUSS, IST...

Trommelmusik aus dem Senegal.

EIN MUSIKALISCHER TRAUM VON MIR IST...

Sehr unterschiedliche Leuten dazu zu bewegen, den Sound, die Emotion wirklich herauszuhören.

WICHTIGER ALS MUSIK IST MIR...

Meine Kinder.

BEETHOVEN...

Dunkel und dramatisch.

PRINCE...

Eis mit Kirsche obendrauf.

JOHN CAGE...

Mineralwasser ohne Kohlensäure.

BEATLES...

Grossartige Songs, gute Pop-Formen.

JOHN ZORN...

Ein netter Kerl...

KARLHEINZ STOCKHAUSEN...

Da komme ich mit einem Begriff nicht aus.

Wenn ich ihn höre, habe ich den Eindruck...ich weiß nicht recht...er hat geistige Tiefe - aber er ist nicht sehr glücklich.

MADONNA...

Sie macht sich. Sie war eine Göre und entwickelt sich zu einer Frau.

Gut zu beobachten.

MILES DAVIS...

...ist ein Sänger, ein großer Sänger.

PAVAROTTI...

Dazu fällt mir nichts ein.

ZAPPA...

Seine Ehrlichkeit war beeindruckend.

REIF FÜR DIE INSEL - DIESE PLATTEN NEHME ICH MIT...

Ganz sicher wäre eine Platte eines balinesischen Sängers namens Iescha Kadiescha (phonetisch) dabei. Die kann ich mir 50 mal am Tag anhören. Sie ist sexy, aber nicht oberflächlich.

Das Violinkonzert von Bartok. Wenn es mehrere davon geben sollte, meine ich ein bestimmtes. Von einem guten Orchester, wie die Chicago Philarmonic. Das wäre klasse, richtig dramatisches Zeugs.

James Brown von 1960 bis 68..., nein von 1960 bis 71. Soviel wie möglich davon.

Ich würde "Band of Gypsies" von Jimi Hendrix mitnehmen.

----

Meine eigenen Platten?

Ja, um mich zu vergewissern, daß ich mal etwas geleistet habe. Ich kriege ja niemanden zu Gesicht dort.

Nicht, um die Platten auch zu spielen. Nur dann, wenn die Selbstzweifel überhand nehmen.

Ich höre mir meine Platten nur sehr selten an. Aber wenn man die Musik ändert, wenn man in eine neue Phase eintritt, dann muß man die Sprache wieder neu lernen.

Körper und Geist sagen dir, du gehst in eine neue Richtung. Und am Anfang klingst du vollkommen beschissen.

An einem Tag klappt´s, am nächsten überhaupt nicht.

Manchmal lege ich dann eine Platte auf- nein: nur einen Song von mir, wo ich denke, wirklich das erreicht zu haben, was ich erreichen will.

 

 

 

 

©2004 by Michael Rüsenberg